Campes Plan der "Revision"

Abriß der allgemeinen Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens

I. Theoretischer Teil

1. Über den Zweck der Erziehung überhaupt und insbesondere.

2. Von den Erfordernissen einer guten Erziehung von seiten der Eltern vor und nach der Geburt des Kindes.

3. Diätetik für Schwangere und Säugende.

4. Allgemeinste Grundsätze der Erziehung überhaupt.

5. Allgemeine Grundsätze der körperlichen Erziehung insonderheit.

6. Anwendung derselben auf besondere Vorschriften für die körperliche Erziehung von dem Tage der Geburt des Kindes bis zur Vollendung seiner Erziehung.

7. Diätetik für junge Kinder. - Vorschriften, wie man sich bei den gewöhnlichen Krankheiten derselben zu verhalten habe.

8. Allgemeine Grundsätze der Seelenerziehung insonderheit. Anwendung derselben auf besondere Vorschriften für die Seelenerziehung in den ersten Jahren der Kindheit.

NB. 9. Journal eines Vaters über sein Kind, enthaltend: eine treue Darstellung der gesamten physischen und moralischen Behandlung des Kindes, nebst den wahrgenommenen Folgen und Wirkungen derselben; Bemerkung der ersten Äußerungen von Selbsttätigkeit, Aufmerksamkeit, Freude und Schmerz; Gebrauch des Körpers und seiner einzelnen Glieder, vornehmlich der Sinne; Fortschritte der körperlichen und geistigen Entwicklung; allmähliche Bildung der Sprache und der ganz eigenen sehr simplen Kindergrammatik; erste Keime der individuellen Neigungen und Leidenschaften; Grundstriche des künftigen Charakters usw.
Es würde mich freuen, wenn mehrere beobachtende und einsichtsvolle Väter oder Erzieher, welche sich gerade in dem Fall befinden, ein solches Tagebuch anfangen zu können, sich durch diese Preisaufgabe zu einer so verdienstreichen Beschäftigung ermuntern ließen. Zwar könnte nur eins derselben, welches die Gesellschaft für das lehrreichste erkannt hätte, diesem Werk einverleibt werden: aber welchem Erzieher würde nicht jede andere Sammlung solcher Beobachtungen, wofern sie etwas Eigentümliches hätten, gleichfalls höchst willkommen sein? Ich biete mich daher gern, im Namen unserer Gesellschaft, auch für diese, gegen ein annehmliches Honorar, statt der eigentlichen Prämie, zum Herausgeber an. Die Zeit der Einsendung kann hierbei ebensowenig wie die Zahl der Jahre, durch welche das Tagebuch fortgeführt werden muß, bestimmt werden. Es würde uns aber lieb sein, wenn man gegen den 1. Mai 1786 mit der Einsendung der gesammelten Beobachtungen über das erste Lebensjahr des Kindes den Anfang machte und hernach so von Jahr zu Jahr so lange fortführe, wie eine so genaue Beobachtung des Kindes möglich wäre und nützlich schiene. Der Preis würde dann sogleich nach geschehener Beurteilung solcher ersten Jahrgänge zuerkannt werden, und diese Zuerkennung würde zugleich für alle folgende Jahrgänge gelten. Sollte aber jemand, der ein solches Tagebuch angefangen hätte, gegen die angezeigte Zeit noch kein ganzes Jahr beobachtet haben: so ersuche ich denselben, mir dies anonymisch zu melden, damit man die Zuerkennung des Preises so lange aussetze: bis auch sein erster Jahrgang eingelaufen sein wird. Ich habe schon oben die Hoffnung geäußert, daß bemittelte Menschenfreunde uns vielleicht in den Stand setzen werden, auf diese Preisaufgabe noch eine besondere, der Wichtigkeit der Sache und der damit verbundenen Mühe angemessene Prämie zu setzen; und ich werde, sobald diese Hoffnung in Erfüllung gehen wird, nicht ermangeln, das Publikum durch die Zeitungen davon zu benachrichtigen.

10. Verhalten bei den ersten Unarten der Kinder.

11. Darlegung der Notwendigkeit, jungen Kindern den Kopf zu öffnen, d. h. sie frühzeitig zu gewöhnen, alles mit Aufmerksamkeit wahrzunehmen und sowohl bei allen ihren Empfindungen als auch bei ihren Gedächtnisverrichtungen nach anschauenden und lebendigen Vorstellungen zu streben. Wie man sie dazu gewöhnen könne.

12. Allgemeine Theorie, wie gute Triebe und Fertigkeiten erweckt, gestärkt und gelenkt werden müssen, und wie im Gegenteil den bösen Trieben und Fertigkeiten entweder vorgebaut werden könne, oder wie sie, wenn sie einmal da sind, unterdrückt, geschwächt und umgelenkt werden müssen. Anwendung dieser allgemeinen Theorie auf besondere Vorschriften für jeden guten und bösen Trieb insonderheit.
Diese wichtige Rubrik, welche das meiste von demjenigen in sich faßt, was die sittliche Erziehung betrifft, zerfällt in zwei Abhandlungen, deren eine die guten Triebe, die andere die bösen zum Gegenstand hat.

13. Warnung vor übertriebenen pädagogischen Künsteleien bei der Erfindung und Anordnung nötiger Tugendübungen.

NB. 14. Beschreibung solcher Tugendübungen, welche entweder von der Natur der Sache, von der Zeit und den Umständen an die Hand gegeben oder auf eine so unerkünstelte Weise herbeigeführt wurden, daß sie in der Natur der Sache und in den Umständen begründet zu sein schienen, und wovon man gute Wirkungen wahrnahm.
Auch in dieser Rubrik können viele zugleich teilnehmen, weil gar nicht zu besorgen steht, daß die Arbeit des einen die Mitarbeit des anderen überflüssig machen werde. Es wird uns daher jeder auch noch so kleine Beitrag willkommen sein.

15. Von der Bildung der äußerlichen Sitten.

16. Von Belohnungen und Strafen. Was man von positiven und willkürlichen Belohnungen und Strafen für Wirkungen zu erwarten habe. Wie man ihnen durch Verabredungen und Veranstaltungen in den Augen der Kinder das Ansehen der natürlichen geben könne.

17. Spezielles Verzeichnis gewöhnlicher Fehler gegen die sittliche Erziehung.

18. Von der nötigen Sorge für die Erhaltung des Gleichgewichts sowohl unter den körperlichen und geistigen Kräften überhaupt, als auch unter den mannigfaltigen Fähigkeiten der Seele insonderheit. Besondere Warnung vor dem Modefehler der Empfindsamkeit, nebst Vorschriften, wie und in welchem Grad diese Seelenfähigkeit zu üben sei.

19. Wie man dem Charakter junger Leute Festigkeit geben könne, ohne dabei in Gefahr zu geraten, sie starrköpfig und eigensinnig zu machen; und wie man auf der anderen Seite jungen Gemütern den ihnen nötigen Grad von Biegsamkeit geben könne, ohne dabei besorgen zu dürfen, willenlose Maschinen oder Sklaven aus ihnen zu ziehen.
In dieser Abhandlung wird man auch untersuchen, wie man junge Köpfe, die ein Übermaß von Kraft und eine frühe Originalität zeigen, vor der leidigen Genieseuche bewahren könne, ohne ihre Kraft zu lähmen.

20. Von der Entwicklung der körperlichen Kräfte und von der Hilfe, welche die Erziehung dabei der Natur leisten kann und soll. - Allgemeine Regeln zur Anstellung nützlicher und zweckmäßiger Leibesübungen. Warnung vor Mißbräuchen.

21. Über die Gymnastik der Alten. Ihr Zweck und Nutzen. Was wir in unseren Zeiten davon nachahmen könnten und sollten.

NB. 22. Umständliche Beschreibung einer Menge gymnastischer Leibesübungen, welche empfohlen zu werden verdienen;
a) für Knaben und Jünglinge,
b) für Mädchen und Jungfrauen.
Jeder Menschenfreund, dem irgendeine gute, nicht überall übliche Art von Leibesübungen bekannt ist, wird ersucht, dem Herausgeber eine Beschreibung davon mitzuteilen. Man rechnet zu diesen Leibesübungen auch alle diejenigen Spiele, die mit irgendeiner nützlichen Körperbewegung verbunden sind; und man wird solche eingelaufenen Beschreibungen mit Vergnügen ebenso wie die eigentlichen Preisschriften honorieren.

23. Vorschlag und Entwurf zu einer Gymnastik der Seelenfähigkeiten. Spezielle Vorschriften zur Übung
a) der Sinneskräfte,
b) des Verstandes,
c) der Vernunft,
d) der Einbildungskraft,
e) des Gedächtnisses,
f) des Witzes und Scharfsinns,
g) des sittlichen Gefühls oder der schnellen und richtigen Beurteilung des Guten und Bösen, des Rechts und Unrechts.
NB. Hierher gehört auch eine Sammlung kleiner Erzählungen solcher Handlungen, bei denen die Beurteilung, ob sie gut oder böse, gerecht oder ungerecht genannt zu werden verdienen, etwas mißlich ist, nach Art der bekannten Diderotschen. Auch solche zweckmäßig geschriebene und dem Herausgeber zugesandten Erzählungen sollen wie die Preisschriften honoriert werden.

24. Anweisung und Magazin zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung der Kinder in Freistunden, wobei auf die Verschiedenheit des Alters und des Geschlechts der Kinder Rücksicht genommen wird:
a) durch Gewöhnung zur häuslichen Tätigkeit und durch Erlernung nützlicher Handarbeiten;
b) durch allerlei Spiele. Beschreibung der besten;
NB. ?. Eigentliche pädagogische Spiele, d. h. solche, wobei irgend etwas Nützliches gelernt oder etwas Gelerntes wiederholt wird.
Man wird bei dieser Gelegenheit noch einmal genau bestimmen, wann, wieviel, wozu und wie? dergleichen Spiele getrieben werden müssen, um die schwankenden, zum Teil sehr verkehrten Begriffe zu berichtigen, welche sich jetzt viele von der sogenannten Spielmethode der sogenannten neuen Erziehung machen.
NB. ?. Gesellschaftliche Spiele zum Vergnügen und zur nötigen Erholung, besonders in langen Winterabenden, bei schlechtem Wetter und bei gesellschaftlichen Zusammenkünften.
Dieser Sammlung wird eine Abhandlung vorangeschickt werden, worin man die Eigenschaften guter gesellschaftlicher Spiele für Kinder untersuchen und die Schädlichkeit der Karten-, Würfelspiele usw. dartun wird.
?. Durch Lesung guter Kinderbücher. Beurteilung der besten.

NB. 25. Bewährt gefundene Methoden, die Folgen einer fehlerhaften Erziehung, soweit das möglich ist, zu hemmen, wie auch erprobte Mittel, gewissen natürlichen Fehlern, Schwachheiten und Gebrechen der Kinder abzuhelfen,
a) in Ansehung körperlicher Fehler, die dem Kinde entweder von Natur anklebten, oder die es durch Verwahrlosung oder Verwöhnung angenommen hatte, z. B . das Schielen, Stammeln, Krummgehen, das nächtliche Benetzen usw.,
b) in Ansehung geistiger Mängel, z. B. Schwäche des Gedächtnisses, der Fassungskraft usw.,
c) in Ansehung sittlicher Gebrechen.
Man wünscht hier vornehmlich historische Beschreibungen wirklich gelungener Austilgungen solcher Fehler, die dem Kinde schon zur Gewohnheit geworden waren. Ein weites Feld, auf dem wir uns der Mitarbeiter viele wünschen! Auch der kleinste hier gehörige Beitrag wird uns willkommen sein, und als Preisschrift honoriert werden.

NB. 26. Ganz besondere Vorschriften, wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib- und Seele-verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt und der Onanie insonderheit verwahren oder, sofern sie schon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne.
Ein edler Menschenfreund, der nicht genannt sein will, setzt für die beste Beantwortung dieser Frage einen Preis von sechzig holländischen Dukaten aus. Die Bohnsche Buchhandlung und ich fügen, ohne auf die Bogenzahl der Preisschrift zu sehen, doch unter der Bedingung, daß sie dem Verlage des Revisionswerks zufalle, noch vierzig andere Dukaten hinzu, so daß die ganze Prämie in einhundert holländischen Dukaten bestehen wird. Die Beurteilung der einlaufenden Abhandlungen, die wie gewöhnlich mit dem versiegelten Namen des Verfassers begleitet sein müssen, und die Zuerkennung des Preises, geschehen von den sämtlichen ordentlichen Mitgliedern unserer Gesellschaft. Man erwartet aber, daß derjenige, der die Beantwortung dieser Frage unternimmt, seinen Unterricht zuvorderst in zwei Hälften teile, und die eine für Eltern, Lehrer und Aufseher, die andere für die jungen Leute selbst bestimme. Der Hauptinhalt der ersteren müßte dann folgender sein:
a) Darlegung der schrecklichen Folgen der genannten Laster, teils durch theoretische Gründe, teils durch frappante Erfahrungen, um Eltern und Aufseher von der großen Wichtigkeit der Sache zu überzeugen.
b) Vollständige Auseinandersetzung aller Ursachen, wodurch Kinder und junge Leute zu Ausschweifungen dieser Art, oft ohne alle Verführung, hingerissen werden.
c) Umständlicher und auf Erfahrung begründeter Unterricht, wie man diese Ursachen bei der Erziehung aus dem Weg räumen könne.
d) Überwiegende Gründe, daß es gut und notwendig sei, die Kinder sowohl über die Art der Erzeugung des Menschen als auch über das Laster der Unkeuschheit überhaupt und der Selbstbefleckung insonderheit zu belehren; nebst einem deutlichen Unterricht, wie weit man in dieser Belehrung gehen müsse, welche Vorbereitungen dazu gehören, auf welche Art und Weise und in welchen Ausdrücken sie gegeben werden müsse.
(Ich bitte, hierbei auf eine kürzlich erschienene kleine Abhandlung Rücksicht zu nehmen, welche den Titel führt: Soll man junge Leute über die eigentliche Art der Erzeugung des Menschen belehren? Stendal bei Franzen und Grosse 1784. Diese treffliche kleine Schrift soll derjenigen Abhandlung, welche den Preis erhalten wird, ganz einverleibt werden. Die Herren Mitwerber dürfen also dasjenige, was in dieser Schrift schon so gründlich erörtert wurde, voraussetzen und den Faden der Untersuchung nur da wieder anknüpfen, wo dieser Verfasser ihn abriß.)
e) Wie man Kinder und junge Leute, welche schon das Unglück gehabt haben, in das Laster der Selbstbefleckung zu fallen, zum Geständnis dieses Unglücks bringen könne, und wie man dabei sich gegen sie zu verhalten habe.
f) Was man tun müsse, um sie davon zu heilen.
Hier wird nun vorzüglich erwartet, daß die Mittel, die man vorschlagen wird, schon wirklich durch Erfahrung bewährt gefunden worden sind; so wie ich auch um eine genaue Anzeige der Gründe bitte, wodurch man sich überzeugte, daß sie die gehoffte Wirkung wirklich gehabt haben.
Soviel für Eltern, Erzieher und Aufseher! Die andere Hälfte der Preisschrift soll, meinem Wunsche nach, einen solchen Inhalt und einen solchen Vortrag haben, daß sie zum Muster dienen kann, wie eine solche Unterweisung eingekleidet werden müsse; daß man sie Kindern und jungen Leuten vorlesen, ja zur Not sie ihnen selbst in die Hände geben könne. Ich wünsche nämlich, daß man in dieser anderen Hälfte ein Beispiel derjenigen Belehrung geben möge, wovon lit. d. die Rede war, teils, um ungeübten Eltern und Erziehern die zweckmäßigsten Worte und Redensarten, deren sie sich dabei zu bedienen haben, gleichsam in den Mund zu legen, teils aber auch, um solchen jungen Leuten, die eines mündlichen Unterrichts hierüber (der freilich immer vorzuziehen wäre) entbehren müssen, etwas in die Hände zu spielen, woraus sie sich selbst ohne Gefahr belehren können.*
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* Und in welchem Alter wird man die jungen Leute hier voraussetzen müssen? Was meine eigene Meinung hierüber betrifft, so bin ich zwar durch eine Reihe höchsttrauriger Erfahrungen überzeugt, daß die meisten Kinder reicher und üppiger Eltern schon im sechsten oder siebten Jahr ihres Alters hierüber belehrt zu werden nötig haben; aber da man für eine so mäßige Prämie nicht verlangen kann, daß die Herren Preiswerber auf jede besondere Periode der Kindheit und der Jugend hierbei Rücksicht nehmen mögen: so dürfte es wohl am ratsamsten sein, ihnen die mittelste Stufe der Jugend, nämlich das zwölfjährige Alter zum Augenmerk anzuweisen. Die Ursache ergibt sich von selbst.
a) Es muß also darin der obgedachte Unterricht - über die Erzeugung des Menschen, über das Laster der Unkeuschheit überhaupt und über die Selbstbefleckung insonderheit - in so behutsamen und doch verständlichen und zugleich rührenden Ausdrücken gegeben werden, daß das Kind dadurch belehrt und erschüttert wird, ohne daß dabei auf seine Einbildungskraft auch nur der kleinste entzündende Funke fällt.
b) Es müssen also darin die Folgen der gedachten Laster hier gleichfalls durch solche Beispiele dargestellt werden, bei deren Lesung die junge Einbildungskraft auf keine Weise gereizt werden kann, und
c) die jungen Leute belehrt werden, was sie zu tun haben, um der Gefahr, jemals in diese Laster zu verfallen, auszuweichen oder, sofern das Unglück schon geschehen wäre, was sie zu tun haben, um sich wieder emporzuhelfen.
Daß unser Herr Salzmann eben jetzt mit der Ausarbeitung eines Werks über diesen wichtigen Gegenstand beschäftigt ist, hat mich ebensowenig wie der Umstand, daß ich selbst schon angefangen hatte, meine Erfahrungen und Gedanken darüber niederzuschreiben, von der Ausstellung dieser Preisaufgabe abhalten dürfen. Denn eine so wichtige Materie kann nicht zu oft und nicht von zu vielen Beobachtern zugleich bearbeitet werden. Ich für meinen Teil habe daher gern die Feder niedergelegt, um mich unter die Lernenden zu mischen; und was Herr Salzmann unterdes vorgearbeitet hat, wird keineswegs vergeblich gewesen sein.

27. Von dem Unterricht überhaupt. - Zweck und Gegenstände desselben für verschiedene Stände. - Ob und inwiefern man ihn zu erleichtern und angenehm zu machen suchen dürfe? - Allgemeine Methoden und Grundsätze.

28. Von dem Unterricht durch Bilder und andere sinnliche Vorstellungen.

29. Besondere Anleitung, wie man bei jedem Unterricht sich der Aufmerksamkeit junger Leute bemächtigen und dieselbe, solange es jedesmal nötig ist, fesseln könne.

30. Große Schädlichkeit des Früh- und Vielwissens der Kinder und ihrer allzu frühen geistigen Ausbildung überhaupt.

31. Von dem Unterricht insonderheit:
A. im Lesen,
B. im Schreiben und Zeichnen,
C. in Sprachen.
(1) Dringende Vorstellung wegen gänzlicher Abschaffung des Unterrichts in der lateinischen Sprache für solche Kinder, welche keine Gelehrte werden sollen oder deren wahrscheinlicher künftiger Beruf die Erlernung dieser toten Sprache nicht durchaus nötig macht.
(Es ist hierbei nicht die Frage: ob die Erlernung dieser Sprache nicht auch für solche Kinder, die sie künftig nie werden brauchen können, irgendeinen begreiflichen Nutzen haben könne. - Denn wer wird das leugnen, der da weiß, daß jede Seelenübung, sie bestehe, worin sie wolle, die Seele auf irgendeine Weise ausbilden hilft; sondern die Frage ist: ob in den 4-7 Jahren, welche man auf die Erlernung des Lateins größtenteils zu verwenden pflegt, solche Kinder, von denen hier die Rede ist, nicht viel reellere und nützlichere Kenntnisse, die recht eigentlich für ihren künftigen Beruf gehören, einsammeln könnten und sollten. Ob also nicht ein sehr kleiner Vorteil, um dessentwillen man einen sehr großen verabsäumt, für baren Verlust zu achten sei.)
(2) Abwägung der Gründe für und wider das Lateinschreiben als eine allgemeine Übung für alle und jeden Studierenden und Entscheidung nach dem wahrgenommenen Übergewicht auf der einen oder der anderen Seite.
(3) Bestreitung fehlerhafter Methoden, Sprachen zu lehren. Von der Lesung alter klassischer Autoren. Bestreitung des noch ziemlich herrschenden Vorurteils, daß die an wahren gemeinnützigen Kenntnissen für unsere Zeitbedürfnisse größtenteils so dürftigen Klassiker noch immer die erste und fast einzige Quelle des guten Geschmacks und jeder nützlichen Kenntnis sein sollen.
Es ist hierbei abermals nicht die Frage: ob wir den Alten nicht viel zu verdanken haben. Ob sie nicht die Lehrer der Neueren gewesen sind. Ob das Lesen ihrer Schriften für den, der ihre Sprache recht versteht (und wieviel Schüler, die Latein lernen, kommen bis zu diesem rechten Verständnis?), nicht noch immer nützlich sein könne, usw. Denn wer wird auch das leugnen wollen? Sondern die Frage ist: ob man jetzt in unseren Tagen nicht eben den guten edlen Geschmack, den man sich durch das fleißige Lesen dieser Alten erwerben kann, und nicht bloß eben die, sondern auch viel andere, viel bestimmtere, viel zuverlässigere, viel vollständigere, ausgebreitetere und gemeinnützigere Kenntnisse, in viel kürzerer Zeit und mit viel geringerem Aufwand an Kräften und Gesundheit des Leibes und des Geistes aus den Schriften der Neueren schöpfen könne. Und ob also auch nicht hier der gewonnene Pfennig, um dessentwillen man die Erwerbung eines Talers versäumte, für wirklichen Verlust zu rechnen sei.
(4) Darlegung besserer Methoden und Handgriffe, das in gewisser Rücksicht immer schädliche und dem Kind immer beschwerliche Sprachstudium zu erleichtern und unschädlicher zu machen. Hierbei wird man sich bemühen, die sogenannte Sprechmethode, besonders bei Erlernung der lateinischen Sprache in ihre gehörigen Grenzen, auf ihre eigentliche Absicht und auf ihren wahren Wert zurückzuführen, und auch hierbei verschiedene unrichtige Begriffe, welche darüber im Schwange gehen, zu berichtigen suchen.
D. In Wissenschaften
NB. a) In welcher Ordnung, Verbindung und Abstufung sie gelehrt werden müssen.
b) Besondere Methoden für jede besondere Wissenschaft:*
1. Für die Erdbeschreibung.
2. Für die Geschichte.
NB. 3. Für die Naturgeschichte und Naturlehre.
4. Für die mathematischen Wissenschaften.
NB. 5. Für die schönen Wissenschaften.
Hier müssen Vorschriften gegeben werden, den Geschmack und den Stil der jungen Leute zu bilden.
NB. 6. Für die philosophischen Wissenschaften.
E. In der Religion. - Was und Wie gelehrt werden müsse.
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* Keine Inbegriffe oder Kompendien zu Vorlesungen - diese gehören in den praktischen Teil, sondern Vorschriften, wie man diese Wissenschaften in Rücksicht auf das verschiedene Alter und die künftige Bestimmung der Zöglinge lehren müsse.

32. Von der Erziehung und dem Unterricht der Töchter insonderheit, und zwar:
a) in den höheren Ständen,
b) in den mittleren Ständen,
c) in den unteren Ständen.

33. Von der Erziehung und dem Unterricht des Landmannes insonderheit.
a) Darlegung des kläglichen Zustands, worin beide sich noch überall befinden.
b) Wie beide beschaffen sein müßten, wenn der Landmann in demjenigen Grad veredelt werden sollte, in welchem seine Bestimmung es erlaubt.
c) Was der Staat dazu tun müßte.
d) Was die Dorfpfarrer und die Dorfschulmeister dazu tun sollten.
NB. e) Was die Eltern dazu beitragen könnten. Diese fünfte Unterabteilung wird eine kurze im höchsten Grad plan und verständlich geschriebene Anweisung für die Landleute und Handwerksleute enthalten, worin man ihnen die wichtigsten und nötigsten Erziehungsregeln auseinandersetzen und durch die faßlichsten Exempel erläutern wird. Es wäre zu wünschen, daß das ganze Büchelchen aus lauter Erzählungen guter und böser Exempel bestünde, aus denen man mit einem: So müßt ihr es auch machen, oder: so müßt ihr es nicht machen, die Erziehungsregeln herleitete.

34. Von der Erziehung und dem Unterricht des Bürgers insonderheit.

35. Von der Erziehung des Soldaten und seiner Anführer insonderheit.

36. Von der Erziehung der Prinzen und Prinzessinnen überhaupt und eines künftigen Regenten insonderheit.

37. Von der häuslichen Erziehung - ihre Vorzüge, Mängel, Mittel sie zu verbessern.

38. Über die öffentliche Erziehung in Schulen und großen Erziehungsanstalten - ihre Vorzüge, Mängel, Mittel sie zu verbessern.

39. Von der Verbindung der häuslichen und öffentlichen Erziehung in kleineren Erziehungsanstalten als einem Mittel, die höchstmögliche Vollkommenheit zu erreichen. Beschreibung eines solchen Instituts.

40. Über die Erziehung in den Waisenhäusern.

41. Erörterung problematischer Ideen, über welche die Stimmen der Gesellschaft geteilt waren.

42. Freimütige Darlegung dessen, was der Staat für die Erziehung tun müßte und bis jetzt noch nicht getan hat. Handgreiflicher Beweis, wie sehr er seinen Vorteil dabei verkennt.

43. Bitte und Vorstellung an alle Examinatoren, bei der Prüfung junger Leute doch nach keinen anderen Kenntnissen und Fertigkeiten als solchen zu fragen, welche zu dem Amt, um welches sie sich bewerben, wirklich erfordert werden; damit künftig auch der Erzieher und Lehrer bei jedem einzelnen Zögling nicht auf die möglichen Fragen des Examinators, sondern lediglich auf diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten Rücksicht zu nehmen braucht, welche ganz eigentlich zu der Bestimmung des Zöglings gehören; damit der flachen unbrauchbaren Vielwisser immer weniger, der wirklich brauchbaren Geschäftsmänner hingegen immer mehr gebildet werden mögen.

44. Versuch einer Geschichte des Erziehungs- und Schulwesens.

45. Endlich glaubt man, die Gemeinnützigkeit und Vollständigkeit dieses Werks noch durch folgende Zugabe merklich vergrößern zu können.
Locke und Rousseau sind bisher unter den neueren Erziehungsphilosophen unstreitig diejenigen gewesen, deren pädagogische Lehrgebäude am weitesten bekannt und am meisten gelesen worden sind. Sie verdienen unstreitig, auch noch jetzt von allen, denen die Erwerbung gründlicher Erziehungseinsichten am Herzen liegt, gelesen und studiert zu werden. Diese ehrwürdigen Männer waren unsere Vorgänger. Sie machten Bahn, wir anderen folgten. Aber bei allen ihren entschiedenen Talenten waren sie doch Menschen wie wir; konnten irren wie wir; irrten wirklich wie wir; und so wie die Nachwelt die Mängel und Fehler unserer Theorien bemerken und verbessern wird, so dürfen und sollen auch wir mit bescheidener Freimütigkeit anzeigen, was wir in den Theorien unserer Vorgänger Mangelhaftes und Fehlerhaftes wahrzunehmen glauben. Dies von einer ganzen Gesellschaft, wie die unsrige ist, nach gemeinschaftlicher Prüfung getan, kann, denke ich, nicht anders als sehr lehrreich und nützlich ausfallen. Man wird daher eine neue, von einer geschickten Hand verfertigte Übersetzung sowohl von der Locke'schen Erziehungsschrift als auch von dem Rousseau'schen Émile veranstalten; diese wird, gleich den übrigen Teilen dieses Revisionswerkes, jedem ordentlichen Mitarbeiter handschriftlich zugesandt werden, und jeder wird seine berichtigenden, verbessernden und erläuternden Anmerkungen hinzufügen. Diese Anmerkungen sollen dann, als ein schätzbarer Kommentar über diese wichtigen Erziehungsschriften, mit der Übersetzung abgedruckt, und denen, welche auf unser Werk unterzeichnet haben, zu eben dem billigen Preis überlassen werden, für welchen sie die übrigen Teile erhalten. Ich schmeichle mir, daß man diese Erweiterung unseres Plans nicht ungern sehen werde.



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